Gattung in ColKat anzeigen Gattung Mocyta Muls. Rey - FHL Coleoptera - Staphylinidae - Aleocharinae - Athetina - Atheta
  Von Arved Lompe (n. L. Benick & G.A. Lohse)
Informieren Sie mich bitte über Fehler oder Ergänzungen über mailbox@lompe.de
 Literaturverzeichnis =>
  Körper spindelförmig, Halsschild quer, seine umgeschlagenen Seitenteile in Seitenansicht nicht sichtbar, der Seitenrand in Seitenansicht gleichmäßig gerundet. Hinterleib zur Spitze deutlich verengt. Oberseite ± glänzend, Hinterleib vorn wenig dicht, zur Spitze weitläufig punktiert. 5. vollständiges Tergit querwellig oder quermaschig chagriniert. Fühler schlank. Die Untergattung umfaßt jenen Teil der bisher zu Acrotona gestellten Arten, die zweifellos zu Atheta s.str. in engerer verwandtschaftlicher Beziehung stehen, als zu dem von Lohse & Benick als Untergattung Acrotona abgehandelten Artenkreis. Die Arten leben in der Bodenstreu. Bei den Genitalabbildungen von Lohse bezieht sich der Maßstab nur auf die Spermatheken!
  In der Tabelle fehlt lucida, siehe LZ    >>>100  
#1 Behaarung der Halsschildmittellinie nach vorn gerichtet (Typ I [Abb.2]). Quermaschiges Chagrin des 5. vollständigen Tergits sehr eng. Kopf stark quer mit großen Augen. 3. Fühlerglied kürzer als Glied 2, vorletzte Glieder schwach quer. ♂: 6. sichtbares Tergit auffällig ausgezeichnet. Die ,,laticollis-Gruppe" der Mischgruppe_I

   ...Atheta-I

ATHETA HTYPI
Abb.2
 
-- Behaarung der Halsschildmittellinie nach hinten gerichtet (Typ II [Abb.3]). 5 vollständiges Tergit weitmaschiger chagriniert.

   ...2

ATHETA HTYPII
Abb.3
 
#2 Körper etwas abgeflacht. Halsschild um die Hälfte breiter als lang, hinter der Mitte am breitesten. Augen sehr groß, 1,5 mal so lang wie die Schläfen. Einschließlich der Fühler schwarz, glänzend, Halsschild schwarzbraun, Flügeldecken heller bräunlich, am Schildchen angedunkelt. Beine braungelb. Halsschild sehr fein und ziemlich weitläufig, Flügeldecken dichter und deutlich raspelig punktiert. Flügeldecken an der Naht so lang wie der Halsschild, ihr Hinterrand neben den Außenecken ohne Spur einer Ausrandung. Fühler kurz, Glied 3 zwar schlank, aber wesentlich kürzer als Glied 2, vorletzte Glieder deutlich quer. Durch die abgesetzte Spitze des Aedoeagus und die Form des Kopfes der Spermatheka unverwechselbar [Abb.4]. 1,5-2 mm.
D: Rheinland, Kärnten; äußerst selten.

  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...fussi Bernhauer, 1908
(=nitens Fuss)

ATHETA FUSSI
Abb.4
 
-- Körper nicht abgeflacht. Halsschild nur etwa 1,3-1,4 x breiter als lang. Augen nicht auffällig groß. Die ähnlich kleine orphana besitzt eine deutliche oder sogar kräftige Ausbuchtung des Flügeldeckenhinterrands neben den Außenwinkeln.

   ...3

 
#3 Kleinere Art von 1,6-2 mm. Flügeldeckenhinterrand neben den Außenwinkeln ziemlich kräftig eingebuchtet [Abb.5]. 1.-4. vollständiges Tergit sehr dicht, deutlich und kräftig punktiert; auch die Flügeldeckenpunktur dicht und kräftig, raspelig. Dunkel gefärbt: schwarz bis schwarzbraun, Fühler meist braun mit gelbem oder hellbraunem 1. Fühlerglied, Beine dunkel braungelb [Abb.6]. Halsschild stärker quer als bei fungi, und nach vorn stärker verengt [Abb.7]. Fühler kräftig, Glied 1 auffallend dick und groß, vorletzte Glieder etwa 1,5 mal so breit wie lang [Abb.8]. Aedoeagus [Abb.9] [Abb.10], Spermatheka [Abb.11].
D: In Mitteleuropa überall aber selten.

Meldungen in Google Earth anzeigen  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...orphana (Erichson, 1837)

MOCYTA ORPHANA
Abb.5
MOCYTA ORPHANA
Abb.6
MOCYTA ORPHANA
Abb.7
MOCYTA ORPHANA
Abb.8
ATHETA ORPHANA
Abb.9
MOCYTA ORPHANA1
Abb.10
MOCYTA ORPHANA
Abb.11
 
-- 1.-4. vollständiges Tergit viel feiner und weitläufiger, nur mäßig dicht, ebenso die Flügeldecken meistens nur mäßig dicht, feiner punktiert. Flügeldeckenhinterrand neben den Außenwinkeln nur flach ausgebuchtet. Im allgemeinen > 2 mm, ausgenommen von ähnlich kleinen Stücken der negligens, die jedoch hellere Fühler hat.

   ...4

 
#4 Kopf und Halsschild mit starkem Firnisglanz, zum Teil wie poliert wirkend, infolge äußerst feinen Chagrins etwas fettglänzend. Halsschildpunktur sehr fein und weitläufig oder mäßig dicht. Halsschildseitenborsten kräftig.

   ...5

 
-- Kopf und Halsschild mit durch deutliches Chagrin gedämpftem Glanz [Abb.12]. Halsschildpunktur meistens dichter und deutlicher. Halsschildseitenborsten schwächer. Der ,,fungi-Komplex".

   ...6

ATHETA AMPLICOLLIS
Abb.12
 
#5 Mittel- und Hinterschienen in der Mitte des Außenrandes mit einer langen, aber nicht besonders kräftigen Seitenborste, die den Schienendurchmesser an Länge weit übertrifft. Halsschild fast 1,5 mal so breit wie lang. Größer und breiter, heller gefärbt. Halsschild rotbraun, Flügeldecken braungelb, um das Schildchen dreieckig angedunkelt, auch die Hinterwinkel dunkel. Flügeldecken nur mäßig dicht und fein, vordere Tergite ziemlich weitläufig punktiert. Fühler mit schwach queren vorletzten Gliedern. Aedoeagus [Abb.13], Spermatheka. 2,3-3,2 mm.
D: Wohl überall, aber recht selten. An den Küsten häufiger.

  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...clientula (Erichson, 1839)

ATHETA CLIENTULA
Abb.13
 
-- Mittelschienenborste kurz. Halsschild kaum 1/3 breiter als lang. Fast stets kleiner und schmäler, dunkler gefärbt. Halsschild tief dunkelbraun, Flügeldecken tief dunkel rotbraun ohne Verdunkelung um das Schildchen. Flügeldecken sehr dicht, stärker, etwas raspelig punktiert, die Mikroskulptur quermaschig. Vordere Tergite kräftiger und wesentlich dichter punktiert. Fühler dunkelbraun bis pechbraun, die Glieder kürzer, vom 6. Glied an etwa gleichbreit und ± zylindrisch, deutlich etwas breiter als lang. Aedoeagus [Abb.14] [Abb.15], Spermatheka. 2-3 mm.
D: In Mitteleuropa überall, aber nicht häufig; an den Küsten häufig und oft in Anzahl.

Meldungen in Google Earth anzeigen  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...orbata (Erichson, 1837)

ATHETA ORBATA
Abb.14
MOCYTA ORBATA3
Abb.15
#6 Auch in voll ausgereiftem Zustand heller gefärbte Tiere. Flügeldecken hell braunrot bis braungelb. Halsschild wenig dunkler, die vorderen Tergite und die Hinterleibspitze ± aufgehellt [Abb.16]. Beine hellbraun bis rotgelb. An den Fühlern schon Glied 5 so breit wie lang, Glied 6 wenig breiter als lang, vorletzte Glieder fast 1,5 mal so breit wie lang [Abb.17]. Glied 11 so lang wie Glied 9 und 10 zusammen. Flügeldeckennaht fast 1/4 kürzer als der Halsschild. Fühler ganz hell. Die absolute Größe von Aedoeagus und Spermatheka mißt nur etwa 2/3 der von fungi. Aedoeagus, Spermatheka [Abb.18] [Abb.19] [Abb.20]. Überall besonders in Wäldern nicht selten, oft zusammen mit fungi.
D: Häufig in Berggegenden.

Meldungen in Google Earth anzeigen  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...negligens (Mulsant & Rey, 1873)
(=cingulata auct. ? Heer)
(=gilvicollis Scheerp., 1949)

MOCYTA NEGLIGENS
Abb.16
MOCYTA NEGLIGENS
Abb.17
ATHETA NEGLIGENS
Abb.18
ATHETA NEGLIGENS
Abb.19
MOCYTA NEGLIGENS
Abb.20
 
-- Färbung bei ausgefärbten Tieren stets dunkler, schwarzbraun oder schwarz.

   ...8


Siehe Anmerkung.

   ...99

 
#8 Fühler hell gelbbraun bis braun, an der Basis stets heller, niemals schwarz oder schwarzbraun. Halsschild im Vergleich mit der Flügeldeckenfläche kleiner, weniger breit, etwa um die Hälfte breiter als lang und kaum breiter als die Flügeldecken an der Schulter [Abb.21]. Fühlerglieder bis zum 7. Glied etwas länger oder so lang wie breit, vom 8. Glied zur Spitze kaum quer. Aedoeagus [Abb.22] [Abb.23], einige Formen der variablen Spermatheka zeigt [Abb.24] [Abb.25] [Abb.26] *). Durchschnittlich kleiner und schmäler, 2,4-2,8 mm. Länge der Spermatheka etwa 0,25 mm. Die absolute Länge der Spermatheka scheint ein brauchbares Mittel zur Arttrennung zu sein.
D: Überall gemeine Art der Bodenstreu.

Meldungen in Google Earth anzeigen  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...fungi (Gravenhorst, 1806)

ATHETA FUNGI
Abb.21
ATHETA FUNGI
Abb.22
ATHETA FUNGI2
Abb.23
ATHETA FUNGI
Abb.24
ATHETA FUNGI
Abb.25
ATHETA FUNGI
Abb.26
-- Halsschild größer und wuchtiger, nicht ganz um die Hälfte breiter als lang, deutlich breiter als die Flügeldecken an der Schulter und im Verhältnis zu diesen umfangreicher [Abb.27]. Durchschnittlich etwas größer: 2,7-3 mm. Länge der Spermatheka etwa 300-320 µm.

   ...9

ATHETA AMPLICOLLIS
Abb.27
 
#9 Weniger dunkel gefärbt; Fühler wenigstens an der Basis heller braun, zur Spitze häufig angedunkelt braun oder dunkelbraun. Sämtliche Fühlerglieder länger als breit, höchstens Glied 10 nicht länger als breit; Glied 11 langgestreckt und reichlich so lang wie Glied 9 und 10 zusammen [Abb.28]. Aedoeagus [Abb.29] [Abb.30], Spermatheka [Abb.31].
D: Weit verbreitet und durchaus nicht besonders selten; im Anspülicht der Küsten ziemlich häufig.

Meldungen in Google Earth anzeigen  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...amplicollis (Mulsant & Rey, 1873)

ATHETA AMPLICOLLIS
Abb.28
ATHETA AMPLICOLLIS
Abb.29
ATHETA AMPLICOLLIS3
Abb.30
ATHETA AMPLICOLLIS
Abb.31
-- Sehr dunkel gefärbt. Einschließlich der ganzen Fühler schwarz, lediglich die Beine pechbraun. An den Fühlern sind die Glieder bis zum 5. länger als breit, Glied 6 und 7 so lang wie breit, Glied 8-10 kaum breiter werdend, aber deutlich etwas breiter als lang. Glied 11 weniger langgestreckt, kaum so lang wie Glied 9 und 10 zusammen. Aedoeagus, Spermatheka [Abb.32].
D: Aus Lappland beschrieben und dort aus Moospolstern einer Amblystegium-Art gesiebt. Holarktisch verbreitete Art, nicht in Mitteleuropa.

  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...amblystegii Brundin, 1952

ATHETA AMBLYSTEGII
Abb.32
 
#99 Anmerkung zur fungi-Gruppe:
Nach Benick & Lohse ist unter dem Namen 'fungi' vermutlich ein Komplex zahlreicher Arten zusammengefaßt. Da der Aedoeagus keine markanten Trennungsmerkmale aufweist, stützt sich diese Auffassung auf die vielgestaltige Form der Spermatheka, die sonst bei den allermeisten Atheta-Arten sehr einheitlich gebaut ist. Es läßt sich aber feststellen, daß auch innerhalb geschlossener fungi-Populationen große Verschiedenheiten im Bau dieses Organs vorkommen können, ohne daß ektoskelettale Unterschiede feststellbar sind. Lohse und Benick haben sich daher darauf beschränkt, hier neben fungi die in der Literatur (gelegentlich nur als Formen dieser Art) erwähnten Taxa näher abzugrenzen. Die Artberechtigung einiger dieser Formen muß einstweilen zweifelhaft bleiben, da gelegentlich Zwischenformen festzustellen sind.
In der Literatur findet sich wiederholt die Angabe, daß fungi (Grav.) eine parthenogenetische Art ist, von der nur ♀ vorkommen und die angeblichen fungi ♂ zu amplicollis (Muls.Rey) gehören.
Es gibt zwar (meist synanthrope) Populationen von fungi, die sich bei Zuchten als parthenogenetisch erweisen, doch besonders im Freiland solche, bei denen auch ♂ vorkommen. Benick & Lohse hielten es für möglich, daß unter dem Namen fungi 2 Arten zusammengeworfen werden, von denen eine zweigeschlechtlich, die andere parthenogenetisch ist. Die in der Gattung völlig ungewöhnliche Variabilität der Spermatheken beträfe nach ihrer Meinung dann möglicherweise nur die parthenogenetische Form, bei der dieses Organ ja völlig überflüssig ist.
Die Gruppe müßte dringend revidiert werden. Die Trennung nach äußeren Merkmalen (Halsschildbreite) korrelliert nicht immer mit der Größe der Spermatheken. Insofern kann ich Benick & Lohse nicht zustimmen, die dieses Merkmal für die Artbestimmung priorisierten ("Die absolute Länge der Spermatheka scheint ein brauchbares Mittel zur Arttrennung zu sein."). Ich habe eine äußerlich typische fungi mit einer Spermatheka von 380 mµ [Abb.26].
Das Größenverhältnis Halsschild zu Flügeldecken ist meines Erachtens ein zuverlässigeres Merkmal als die Größe der Spermatheka.
Auch beim ♂ besteht ein Größenunterschied beim Genital zwischen fungi (~ 350 µm) und amplicollis (~ 440 µm); Größenverhältnis 1:1,28. Sicheres Trennungsmerkmal ist aber die Form der Spitze, sowohl in dorsaler als auch in lateraler Ansicht [Abb.23] [Abb.30]. Die Innenstrukturen sind je nach Präparationsweise sehr unterschiedlich und sehr schwierig zu beurteilen.
Brundin (l.c.) bildet für fungi 2 Aedoeagi ab, die sich in der Größe unterscheiden: einen kleineren aus Schwedisch-Lappland [Abb.33], der vermutlich fungi ist und einen gößeren aus England [Abb.34], der vermutlich amplicollis ist; Größenverhältnis 1:1,33. (Nach persönlicher Mitteilung von Andrew Duff.)
Die Abbildungen von Benick & Lohse sind für einen Größenvergleich nicht brauchbar, da die Größe der Aedoeagi in Lateralansicht und Aufsicht jeweils gegensätzlich verschieden und bei beiden Arten +- gleich groß dargestellt ist; außerdem bezieht sich der Maßstab nur auf die Spermatheken.
M. fungi und amplicollis können an den gleichen Fundstellen vorkommen.
ATHETA FUNGI
Abb.26
ATHETA FUNGI2
Abb.23
ATHETA AMPLICOLLIS3
Abb.30
ATHETA FUNGI2
Abb.33
ATHETA AMPLICOLLIS1
Abb.34
 
#100 Durch die auffällige Form des Aedoeagus [Abb.35] und die extrem kleine Spermatheka [Abb.36] gut charakterisierte Art. Habitus [Abb.37].
D: Norditalien, Pyrenäen, Deutschland (Pfalz (Bienwald), Unterfranken).

     ...lucida Dodero, 1922

MOCYTA LUCIDA
Abb.35
MOCYTA LUCIDA
Abb.36
MOCYTA LUCIDA
Abb.37
  amblystegii
amplicollis
clientula
fungi
fussi
lucida
negligens
orbata
orphana
Atheta-I
Brundin, L. (1952): Acrotona-Studien, Ent. Tidskr., p. 93 ff. Private Datei
Benick, L. & Lohse, G.A. (1973): Callicerini. In: Freude-Harde-Lohse, Käfer Mitteleuropas Bd. 5, Goecke & Evers, Krefeld p. 72 ff. Private Datei p.180
Klimaszewski et al. (2015): Review of Canadian species of the genus Mocyta Mulsant & Rey (Coleoptera, Staphylinidae, Aleocharinae), with description of a new species and new synonymy - Zookeys 487:111-139  dx.doi.org oder Private Datei
Renner, K. & Tronquet, M. (2013): Atheta (Mocyta) lucida (Dodero, 1922), the first record for Central Europe (Coleoptera, Staphylinidae) - Entomologische Blätter und Coleoptera 109:289-290  www.zobodat.at
oder Private Datei
     Creative Commons Lizenzvertrag
Erstellt am: 25.06.2012
Letzte Aktualisierung: 15.08.2023 - 17:48:08
Mit Determin (V4.2.241-1) von: Arved Lompe
Vorherige Version