Gattung Aloconota Thoms. (Glossola Fowler) Coleoptera - Staphylinidae - Aleocharinae - Athetina
  Von Arved Lompe (n. G.A. Lohse)
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Benick, G. (1954): Revision der Untergattung Aloconota C. G. Thoms.. Ent. Blätter 50:133 f
  Schlanke, meist ± braune Arten von Tachyusa (Ischnopoda)-ähnlicher Gestalt, mit langen Beine, an denen das 1. Hintertarsenglied deutlich länger als das 2. Glied ist. Fühler schlank, mit langen Basalgliedern, Glied 2 und 3 etwa gleich lang, vorletzte Glieder gestreckt oder höchstens schwach quer (appulsa). Kopf fast so breit oder auch merklich schmäler als der nicht oder wenig quere Halsschild, der vor der Mitte am breitesten und dort höchstens 1/3 breiter als lang ist. Skulptur der Oberseite meistens sehr fein, Hinterleib fein, weitläufiger, dichter oder sehr dicht punktiert und behaart. 4. vollständiges Tergit ohne basalen Quereindruck, Hinterleib parallelseitig, ♂: 5. vollständiges Tergit (ausgenommen gregaria) mit einem, seltener (ernestinae) 3 Längsfältchen oder Höckerchen. Die Arten leben an Ufern, vorzugsweise an Fließgewässern.  
  Die Gattungsberechtigung gründet sich auf die von Atheta abweichende Form der Zunge (Ligula), die an der Basis am breitesten ist und zur Spitze stark konvergiert. Die Zungenlappen können breit entwickelt und an der Spitze breit gespalten sein [Abb.1] (bei Gattung Disopora), andernfalls sind sie schmal und nur durch einen feinen Spalt getrennt [Abb.2], oder sie können in trockenem Zustand so weit zusammengedrängt sein, daß die Ligula ungeteilt und stiftförmig erscheint (gregaria, currax und andere). Ehe nicht sämtliche Arten auf ihre Ligula untersucht sind, kann eine Untergattungaufteilung nur nach äußeren Merkmalen vorgenommen werden.
Von ähnlichen Arten der Atheta Untergattung Philhygra unterscheidet sich Aloconota durch das längere 1. Hintertarsenglied sowie durch ein langes Klauenhaar, welches die Länge der Klauen übertrifft; die kleineren Aloconoten lassen sich von Thinoecia durch schlankere Tarsen, das fast unpunktierte 5. vollständige Tergit und die gewinkelte Vorderrandlinie der Hinterbrust sowie auch durch den Habitus leicht trennen.
DISOPORA LANGUIDA
Abb.1
ALOCONOTA CURRAX
Abb.2
#1 Kopf und Halsschild stark firnisglänzend, (x 50) ohne erkennbare Mikroskulptur. Gestalt einer Ocalea ähnlich. Halsschild nicht breiter als lang, wenig dicht und kräftig gekörnt punktiert, Behaarungstyp II [Abb.3]. Tiefschwarz mit angedunkelten Beine, unausgefärbt rotbraun mit dunklem Kopf und Hinterleib und hellen Beine, Augen kürzer als die Schläfen. ♂: Hinterrand 6. Tergit [Abb.4], Aedoeagus [Abb.5]. 3-3,5 mm. Im Alpengebiet im Schotter der Wildbäche verstreut und selten. (petziana Bernh.).

   ...grandicornis (Fauv.)

ATHETA HTYPII.GIF
Abb.3
ALOCONOTA GRANDICORNIS
Abb.4
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Abb.5
 
-- Halsschild deutlich chagriniert. Körper niemals tiefschwarz.

   ...2

 
#2 Schläfenrandung mindestens bis unter den Augenhinterrand reichend. Augen groß, mindestens so lang wie die Schläfen. Halsschildbehaarungstyp III [Abb.6].

   ...3

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Abb.6
 
-- Schläfenrandung unvollständig.

   ...4

 
#3 Schwarzbraun, etwas glänzend, Beine gelbbraun, Schenkel und Schienen ± pechbraun. Fühler weniger schlank, vorletzte Glieder nicht deutlich länger als breit. Körper breiter, Flügeldecken wesentlich breiter und länger als der Halsschild; Halsschildpunktur beim ♀ fein eingestochen, beim ♂ stark körnig, auf dem Hinterleib fein und ziemlich weitläufig. Hinterrand 6. Tergit ♂ [Abb.7], Aedoeagus und Spermatheka [Abb.8]. 2,9-3,7 mm. Im Alpengebiet und dessen Vorland weit verbreitet aber nicht häufig.

   ...ernestinae (Bernh., 1898)

ALOCONOTA ERNESTINAE
Abb.7
ALOCONOTA ERNESTINAE.GIF
Abb.8
-- Braun, weniger glänzend, Beine hell braungelb. Fühler schlanker, vorletzte Glieder deutlich etwas gestreckt. Körper schlanker, Flügeldecken wesentlich breiter, aber ihre Naht nicht länger als der Halsschild; Halsschildpunktur beim ♂ und ♀ gleichmäßig fein, auf dem Hinterleib weitläufig. Hinterrand 6. Tergit ♂ [Abb.9], Aedoeagus und Spermatheka [Abb.10]. 3,3-3,6 mm. Rheinland; sonst im südlichen Alpengebiet und dessen Vorland.

   ...debilicornis (Er., 1839)

ALOCONOTA DEBILICORNIS
Abb.9
ALOCONOTA DEBILICORNIS.GIF
Abb.10
#4 Kleinere und schmälere Arten von durchschnittlich unter 3 mm Länge. Halsschildbehaarungstyp I [Abb.11], seltener III [Abb.6].

   ...5

ATHETA HTYPI.GIF
Abb.11
ATHETA HTYPIII
Abb.6
-- Größere Arten von durchschnittlich über 3 mm. Halsschildbehaarungstyp anders, nur bei currax ♀ auch III..

   ...9

 
#5 Flügeldecken deutlich, nicht sehr dicht, ± raspelig punktiert. ♂: 6. Tergit ähnlich [Abb.12].

   ...6

ALOCONOTA CAMBRICA
Abb.12
 
-- Flügeldecken sehr dicht und fein, einfach eingestochen punktiert.

   ...7

 
#6 Augen klein, ganz flach, nicht aus der Kopfwölbung vorspringend, erheblich kürzer als die deutlich erweiterten Schläfen. Schläfen von oben gesehen mehr als doppelt so lang wie der Augendurchmesser. Hell rotbraun bis braun, Fühler hellbräunlichgelb, Beine gelb. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.13]. 2,2-2,6 mm. Rheinland, Alpengebiet und Vorland, Mähren. Viel seltener als planifrons, von der diese Art früher nicht getrennt wurde.

   ...eichhoffi (Scriba, 1867)

ALOCONOTA EICHHOFFI.GIF
Abb.13
 
-- Augen größer, seitlich deutlich aus der Kopfwölbung vorspringend. Schläfen weniger als doppelt so lang wie der Augendurchmesser. Dunkelbraun, Flügeldecken oft hell gelbbraun, Fühler braun, Beine gelb, oft mit angedunkelten Schenkel. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.14]. 2,6-3,2 mm. Im mittleren und südlichen Mitteleuropa weit verbreitet aber selten bis sehr selten, nur im Alpengebiet gelegentlich bei Überschwemmungen in Anzahl.

   ...planifrons (Wtrh., 1864)

ALOCONOTA PLANIFRONS.GIF
Abb.14
 
#7 Fühler und Tarsen lang und schlank, 7. und 8. Fühlerglied wesentlich länger als breit. 2. und 3. Hintertarsenglied gestreckt und viel länger als breit. Augen ziemlich groß und vorspringend, Schläfen höchstens 1,5 mal so lang. Flügeldecken breiter und ihre Naht erheblich länger als der Halsschild. Braun, Halsschild manchmal, Flügeldecken meistens heller gelbbraun, Fühler hellbraun, Beine gelb. Hinterrand 6. Tergit ♂ [Abb.15], Aedoeagus und Spermatheka [Abb.16]. 2,7-3,4 mm. Im mittleren und südlichen Mitteleuropa weit verbreitet, aber viel seltener als cambrica. Im Alpengebiet nur in Tallagen.

   ...pfefferi (Roub., 1929)

ALOCONOTA PFEFFERI
Abb.15
ALOCONOTA PFEFFERI.GIF
Abb.16
-- Fühler und Tarsen kürzer, 7. und 8. Fühlerglied nicht länger als breit oder sogar quer, 2. und 3. Hintertarsenglied kaum länger als breit.

   ...8

 
#8 Vorletzte Fühlerglieder nicht breiter als lang. Augen groß, nicht oder kaum kürzer als die Schläfen. Fast einfarbig braun mit gelben Beine. Mit pfefferi weitgehend übereinstimmend, aber durchschnittlich kleiner, Flügeldecken kürzer und die vorderen Tergite weniger dicht punktiert. ♂: 6. Sternit abgerundet, nicht wie bei pfefferi winklig zugespitzt [Abb.12]. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.17]. 2,1-2,8 mm. An fließenden Gewässern der Gebirge des mittleren und südlichen Mitteleuropa überall; im Alpengebiet sehr häufig.

   ...cambrica (Woll., 1855)


Diese Art ist von ähnlichen Arten der Atheta Untergattung Philhygra auch im ♀ Geschlecht durch das längere 1. Hintertarsenglied und die sehr dicht punktierten Flügeldecken zu unterscheiden.
ALOCONOTA CAMBRICA
Abb.12
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Abb.17
-- Vorletzte Fühlerglieder deutlich quer; Augen klein, die rundlich erweiterten Schläfen fast doppelt so lang wie ihr von oben sichtbarer Durchmesser. Dunkel gelbrot, Kopf rotbraun, 3.-5. vollständiges Tergit geschwärzt. Fühler und Beine gelb. Die kleinste Art der Untergattung. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.18]. 1,9-2,2 mm. Im Rheingebiet, in den Alpen und deren Vorland, in Thüringen, Schlesien und Mähren. Sehr verstreut und selten. Man kann die Art aus dem Schotter der Flüsse zusammen mit den Arten der Gattung Apimela schwemmen, von denen sie sich außer durch das Tarsenschema auch im ♀ Geschlecht durch den Halsschildbehaarungstyp (appulsa Typ I [Abb.11], Apimela Typ III [Abb.6]) gut trennen läßt.

   ...appulsa (Scriba, 1867)

ALOCONOTA APPULSA.GIF
Abb.18
ATHETA HTYPI
Abb.11
ATHETA HTYPIII.GIF
Abb.6
 
#9 Halsschild durch kräftiges Chagrin und mäßig dichte körnige Punktur ziemlich matt (siehe Anmerkung unten). Halsschildbehaarungstyp II [Abb.3] oder III [Abb.6]. Augen etwas kürzer als die Schläfen, Halsschild leicht quer. Dunkelbraun, Flügeldecken meistens und Halsschild manchmal heller braun [Abb.19], Beine braungelb, oft mit angedunkelten Schenkel. Robuste Art, durch die Halsschildskulptur unverkennbar. Hinterrand 6. Tergit ♂ [Abb.20] [Abb.21], Aedoeagus [Abb.22] und Spermatheka [Abb.23]. 3,6-4,5 mm. In den Gebirgen von Mitteleuropa an Wildbächen weit verbreitet, aber wohl nur im Alpengebiet häufiger.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...currax (Kr., 1856)


Die Punktur des Halsschilds mag auf den ersten Blick tief eingestochen wirken [Abb.24], das ist aber eine optische Täuschung (Umkehr der Tiefenwahrnehmung). Bei wechselnder Beleuchtung ist die Erhabenheit der Strukturen in bestimmten Situationen eindeutig erkennbar [Abb.25].
ATHETA HTYPII.GIF
Abb.3
ALOCONOTA CURRAX
Abb.19
ALOCONOTA CURRAX
Abb.20
ALOCONOTA CURRAX
Abb.21
ALOCONOTA CURRAX.JPG
Abb.22
ALOCONOTA CURRAX
Abb.23
ALOCONOTA CURRAX
Abb.24
ALOCONOTA CURRAX
Abb.25
-- Halsschild dicht und fein eingestochen oder verloschen punktiert. Augen wesentlich kürzer als die Schläfen, Halsschildbehaarungstyp anders.

   ...10

 
#10 Halsschildbehaarung von einem für diese Art spezifischen Typ, beim ♂ und ♀ völlig verschieden [Abb.26]. Flügeldeckenbehaarung in der Innenhälfte mehr nach hinten als nach außen gerichtet. 1. Hintertarsenglied sehr gestreckt, fast so lang wie die beiden folgenden Glieder zusammen. ♂ ohne Auszeichnung am Hinterleib. Schwarzbraun bis braun, Flügeldecken manchmal etwas heller [Abb.27], Fühler braun, Beine bräunlich gelb. Vorletzte Fühlerglieder schwach quer. 4. Tergit ebenso dicht und fein punktiert wie die sehr fein und ziemlich dicht punktierten vorderen Tergite. Dadurch sowohl von ähnlichen Arten der Atheta Untergattung Philhygra, wie auch von allen unseren Aloconota-Arten stets sicher zu unterscheiden. Aedoeagus [Abb.28] [Abb.29] und Spermatheka [Abb.30]. 2,7-3,8 mm. Überall gemein, vielfach auch in trockeneren Lebensräumen.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...gregaria (Er., 1839)

ALOCONOTA GREGARIA
Abb.26
ALOCONOTA GREGARIA
Abb.27
ALOCONOTA GREGARIA.GIF
Abb.28
ALOCONOTA GREGARIA
Abb.29
ALOCONOTA GREGARIA
Abb.30
 
-- Halsschildbehaarungstyp IV [Abb.31], allerdings gelegentlich auch etwas davon abweichend [Abb.32]. 1. Hintertarsenglied zwar länger als das 2., aber bei weitem nicht so lang wie Glied 2 und 3 zusammen. Flügeldecken Behaarung in der Innenhälfte mehr nach außen gerichtet. 5. vollständiges Tergit des ♂ mit deutlichem Längshöcker, Hinterrand des 6. Tergits mit 4 Zähnchen.

   ...11

ATHETA HTYPIV.GIF
Abb.31
ALOCONOTA SULCIFRONS
Abb.32
#11 Vordere Tergite, insbesondere das 4. vollständige Tergit ziemlich weitläufig punktiert. Fühler und Beine nicht oder kaum angedunkelt. Fühler schlank, Glied 8-10 kaum breiter als lang. Im übrigen mit sulcifrons weitgehend übereinstimmend. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.33]. 3,3-3,9 mm. In ganz Mitteleuropa, jedoch im Norden und Westen selten oder sehr selten, nach Südosten häufiger und gebietsweise nicht selten.

   ...mihoki (Bernh., 1913)

ALOCONOTA MIHOKI.GIF
Abb.33
 
-- Vordere Tergite dicht punktiert, 4. vollständiges Tergit nur wenig weitläufiger punktiert als das 3.; durchschnittlich größer.

   ...12

 
#12 Zarter und kleiner, 3,4-3,8 mm. Fühler weniger kräftig, die Glieder aber zur Spitze stärker quer. Vorletzte Fühlerglieder deutlich quer. Flügeldecken etwa 1/3 breiter und an der Naht nicht ganz so lang wie der Halsschild. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.34]. In ganz Mitteleuropa, im allgemeinen nicht selten, im Norden gebietsweise selten.

   ...sulcifrons (Steph., 1832)

ALOCONOTA SULCIFRONS.GIF
Abb.34
 
-- Größer und robuster, 3,8-4,6 mm. Flügeldecken etwa 2/3 breiter und an der Naht deutlich etwas länger als der Halsschild.

   ...13

 
#13 Flügeldecken dicht und ziemlich fein, feiner und dichter als bei sulcifrons punktiert. Fühler weniger kräftig als bei der Folgenden, vorletzte Glieder kaum quer. Halsschild etwas glänzender. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.35]. 3,8-4,5 mm. In ganz Mitteleuropa nicht gerade häufig, im Norden ziemlich selten.

   ...insecta (Thoms., 1856)

ALOCONOTA INSECTA.GIF
Abb.35
 
-- Fühler besonders kräftig, vorletzte Glieder deutlich quer. Flügeldecken weniger dicht aber etwas kräftiger, körnig punktiert. Hinterleib weitläufiger punktiert. Aedoeagus und Spermatheka [Abb.36]. 3,5-4 mm. Erst in jüngster Zeit bekannt geworden. Offenbar verstreut und sehr selten, vorzugsweise an größeren Seen. Dänemark, Rheinland, Solling.

   ...subgrandis (Brundin, 1954)

ALOCONOTA SUBGRANDIS.GIF
Abb.36
 
  appulsa
cambrica
currax
debilicornis
eichhoffi
ernestinae
grandicornis
gregaria
insecta
mihoki
pfefferi
planifrons
subgrandis
sulcifrons
     Erstellt am: 09.03.2012
Letzte Aktualisierung: 03.04.2012 - 11:45:00
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